Resilienz und Lebensmotto:
Manchmal begegnen uns im Leben Menschen, denen das Schicksal weniger wohlwollend begegnet ist. Gestern hatte ich die unerwartete Gelegenheit, Frank, den ich liebevoll Issonenne, nach vielen Jahren wiederzusehen. Wir liefen uns zufällig über den Weg; unser gemeinsamer Weg hatte sich nach den ersten drei Jahren im Gymnasium getrennt. Frank stammte aus einem sozial schwachen Umfeld und wurde von Lehrern oft stigmatisiert. Für sie war er der Underdog, das Schmuddelkind und so gingen sie auch mit ihm um. Für uns war Frank der Rebell, Klassenclown, der sich das traute, was wir nur in unserer Vorstellung wagten. Frank war für die Jungs der Michel aus Lönneberga und für die Mädchen Pippi Langstrumpf.
Der ständigen Maßregelung durch die Lehrerschaft zum Trotz behielt Frank stets sein schalkhaftes Naturell und seine lebensfrohe Art. Sein Motto „da mach ich mir keinen Kopp – isso eben“ verdeutlichte seine Gelassenheit und Akzeptanz der gegen alle Widrigkeiten. Das führten dazu, dass Frank von uns den Spitznamen „Isso“ erhielt und weiterhin mit seineransteckenden Fröhlichkeit durchs Leben ging.
Nach der dritten Klasse hat Frank das Gymnasium verlassen, und wir verloren uns aus den Augen. Durch Freunde und Bekannte erfuhr ich mit der Zeit von den Schwierigkeiten, die Isso in seinem Leben zu bewältigen hatte. Vier Kinder von drei verschiedenen Frauen, der schmerzhafte Verlust seines Jüngsten und mehrere berufliche Rückschläge gehörten zu den Prüfungen, die das Schicksal ihm präsentierte. Doch selbst eine schwerwiegende Krebserkrankung konnte seine Entschlossenheit nicht erschüttern. Er kämpfte und besiegte die Krankheit, und so stand er mir gestern gegenüber, immer noch derselbe Schalk in den Augen und die beinahe kindliche Lebensfreude und Zuversicht- Isso eben, ein Beispiel für menschliche Widerstandskraft.
Die Begegnung mit Isso war mir eine wertvolle Erinnerung daran, dass wir nicht immer nach Antworten nach dem Sinn auf die Herausforderungen des Lebens suchen müssen, sondern stattdessen lernen können, die Gegenwart zu schätzen und mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Isso’saußergewöhnliche Resilienz und seine positive Lebensphilosophie können uns alle dazu ermutigen, den Tag zu leben, das Beste aus dem zu machen, auf das wir keinen Einfluss haben und nicht in vergangenen Ereignissen zu verharren, die wir nicht ändern können. Seine Geschichte zeigt uns, dass inmitten der Widrigkeiten des Lebens die Fähigkeit zur Freude und Gelassenheit liegt, wenn wir uns dazu entscheiden, das Leben so anzunehmen, wie es ist. Isso hat mir gezeigt, dass wir uns öfter einmal sagen sollten: „Mach dir keinen Kopp, isso eben!“