Michael Steffens Training & Coaching

27. Februar 2023, gepostet in AllgemeinJetzt reicht`s! – Gut ist gut genug!

Letzte Woche durfte ich einen Workshop leiten mit dem Thema „Raus aus der Perfektionismusfalle“. 

Eingangs ergab sich eine rege Diskussion darüber, ob Perfektionismus nicht gleichzusetzen sei mit Expertise. Wir wurden uns einig darüber, dass dies nicht der Fall ist. Expertentum bezieht sich auf eine hohe Kompetenz in einem bestimmten Fachgebiet, die auf umfangreichen Kenntnissen und Erfahrungen auf diesem Gebiet beruht. Experten können ihre Fähigkeiten und Kenntnisse erfolgreich anwenden, um Probleme zu lösen und Innovationen zu fördern.

Wenn sich jedoch Expertentum zu Perfektionismus entwickelt, können die positiven Eigenschaften ins Gegenteil umschlagen.

Perfektionismus bezieht sich auf eine Denkweise, bei der eine Person eine unangemessene und unerreichbare Vorstellung von Perfektion hat, die sie dazu veranlasst, sich übermäßig hohe Standards zu setzen und sich ständig selbst zu kritisieren, wenn sie diese Standards nicht erfüllen kann. Dies kann zu einem Kreislauf der Selbstkritik und Selbstzweifel führen, der sich negativ auf das Selbstwertgefühl, die Motivation und das Wohlbefinden auswirkt.

Der Betroffene befindet sich nun in der Perfektionismusfalle. Zunehmend wird der Fokus auf die Erreichung der Perfektion gelegt, anstatt sich auf Fortschritt und Verbesserung und vor allem auf das sinnvoll Machbare zu konzentrieren. 

Dabei findet sich die betroffene Person in einem ständigen Kampf gegen die eigenen Erwartungen und Standards wieder; sie beurteilt sich streng und als nicht gut genug und jede Unvollkommenheit wird als Versagen angesehen. Die Folgen können Enttäuschung, Frustration und Burnout sein.

In der Perfektionismusfalle kann auch Prokrastination entstehen, da der Perfektionist sich so sehr darauf konzentriert, alles perfekt zu machen, dass er Schwierigkeiten hat, Aufgaben zu beginnen oder abzuschließen, aus Angst, dass das Ergebnis nicht perfekt sein wird.

Für die Betroffenen ist es wichtig zu erkennen, dass Perfektionismus ein unrealistisches und vor allem ungesundes Ziel ist. Und das ein Zielerreichungsgrad von 80% häufig in einer besseren Relation zu den eingesetzten Ressourcen steht, als das Anstreben von Perfektion.

Das Setzen realistischer Ziele und die Anerkennung von Fortschritt und Verbesserung sind wichtiger als die Erreichung einer unerreichbaren Perfektion. Für die Psychohygiene ist es von Vorteil, sich selbst freundlich und nachsichtig zu behandeln und sich daran zu erinnern, dass Fehler und Unvollkommenheit Teil des menschlichen Seins sind; und es auch gut sein kann, es mal gut sein zu lassen.

verfasst von Michael Steffens

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